EINE KATZE ODER BESSER ZWEI?
Gerade in Wohnungshaltung braucht eine Katze normalerweise einen Sozialpartner der gleichen Art, der auch die gleiche Sprache, nämlich „kätzisch“ spricht. Dann ist Ihre Katze den ganzen Tag unterhalten, auch wenn Sie tagsüber berufstätig sind, hat sie einen Genossen zum Spielen, Balgen, Toben und Kuscheln und fühlt sich dann besonders wohl in ihrer Haut. Davon profitieren alle Beteiligten – und meist auch Ihre Möbel, Tapeten, manchmal auch Beine und Hände. Auch bei der Versorgung im Urlaub in Ihrer Wohnung durch Freunde oder Nachbarn sind Ihre Tiere dann emotional stabiler und vermissen nicht so stark „ihren“ Menschen.
Sinnvoll ist es dann, sich direkt zwei Katzen anzuschaffen, die sich bereits kennen, so sparen Sie sich die Vergesellschaftung. Wenn Sie wirklich nur eine Einzelkatze haben wollen oder können, sollten Sie sich vorher erkundigen, dass diese Katze das auch auf jeden Fall möchte oder gar braucht. Einen sozialen Tiger zur Einzelhaft zu zwingen macht nicht nur die Katze unglücklich, auch Sie werden das merken und wahrscheinlich bereuen. Es gibt sie, die Tiere die allein sein wollen oder müssen, bitte suchen Sie dann gezielt danach.
In vielen Fällen ist das Ersttier aber bereits vorhanden, und es soll eine zweite Katze dazu angeschafft werden. Hierzu bekommen wir viele Fragen, oft leider erst, wenn es mit der Vergesellschaftung nicht auf Anhieb klappt. Das hat uns bewogen, unsere Erfahrungen und Tipps schriftlich zusammenzufassen und Ihnen vor der Vermittlung an die Hand zu geben. Natürlich beraten wir Sie bei Fragen gerne persönlich und individuell, denn Katzen sind kleine Persönlichkeiten. Genauso, wie wir Menschen auch, sind Katzen erst mal skeptisch, wenn plötzlich ein Fremder im eigenen Heim auftaucht. Würden Sie jemandem, den Sie nicht kennen, sofort freudig um den Hals fallen? Die Bandbreite der möglichen Reaktionen hängt auch bei Katzen davon ab, welche Charaktere aufeinandertreffen und wie das Leben vorher im Bezug auf Kontakte geprägt war (eine Katze die 10 Jahre allein war überzeigt man ggf. nicht mehr vom Zusammenleben mit einem anderen Tier).
Wer passt ungefähr zusammen?
Die erste Katze ist der Revierbesitzer (Sie haben es immer vermutet: Sie selber sind nur geduldetes Personal). Die erste Katze sollte deshalb immer weiter Ihre bevorzugte Prinzessin oder Ihr bevorzugter Prinz bleiben; sie darf sich keinesfalls zurückgesetzt fühlen durch den Neuankömmling. Das Zweittier wird dann erst einmal – so schwer es Ihnen auch fallen mag – die zweite Geige spielen, aber das macht ihm nicht viel aus, diese Rolle muss es im Tierreich ohnehin einnehmen. Deshalb sollten wir Menschen nichts tun, was diese Rangordnung durcheinander bringen kann. Das klären die Tiere unter sich und auch eine Umkehr dieser Rangfolge ist für keinen ein Drama, das ist in der Natur einfach so, da bekommt niemand Ego-Probleme. Das neue Tier sollte daher in Alter, Art und Temperament zu Ihrer ersten Katze passen. Wir beraten Sie hierzu gerne. Rasse und Fellfarbe spielen für Katzen dabei eine untergeordnete Rolle, aber sollten auch beachtet werden. Eine sportliche Siam und ein behäbiger Perser haben zum Beispiel einfach nicht die gleichen Interessen…. Einige Faustregeln gibt also .
Schlecht zusammen passen: Baby und Senior, verspielter Racker und ruhebedürftiger Fels in der Brandung, grober Held und vorsichtiger Angsthase. Sehen Sie das mit ihren Augen: möchte ihr Opa den ganzen Tag nur mit einem Dreijährigen verbringen? 24 h am Stück? Tag für Tag und dann geht’s munter weiter zur Pubertät, während Opi körperlich und mental eher unfiter wird? Möchte das liebe Kind, das gern Gedichte liest und Geige spielt nur mit dem Rabauken rumhängen, der nur Streiche im Kopf hat? Bei Tieren gilt fast nie: Gegensätze ziehen sich an, das kann schwer nach hinten losgehen, besser ist: gleich und gleich gesellt sich gern! Der Zwerg animiert den müden Opi nicht dauerhaft zum Spielen, Opi schätzt aufgrund des Alters nun mal ein ausgiebiges Schläfchen und der Körper verlangt es. Der Mini hingegen hat nichts anderes als Forschen, Entdecken und Unsinn im Kopf, auch das will die Natur so. Können wir das umkehren oder den Tieren beibringen, sich beim anderen eine Scheibe abzuschneiden? Klare Antwort : Nein. Ihr Senior wäre genervt und überfordert von einem Powerkitten, das wiederum wäre unterfordert und auch genervt. Wieviel Spaß hätten sie dabei? Richtig: wie die Katzen auch – keinen! Gut ergänzen sich aber z.B. schmusiger Charmebolzen und ängstliche, schüchterne Maus oder in etwa gleichaltrige Tiere . Wie beim Menschen auch: je mehr Überschneidungen es bei den Interessen gibt, umso mehr hat man ,was man miteinander teilen kann.
Besser ein Er oder eine Sie dazu ? Hier gibt es keine Regel, manche Katzen mögen Geschlechtsgenossen besonders gerne, manche eher das andere Geschlecht, vielen Katzen ist das egal. Auch hier ist das Temperament eher von Bedeutung als das Geschlecht.
Was können Sie noch dazu beitragen? Beim Einzug der neuen Katze sollte diese wie bereits erwähnt für die ersten Tage optimalerweise einen eigenen Raum mit Katzenklo und Futterplatz erhalten. Diesen Raum können sie dann der Erstkatze schon einmal zeigen, während der neue Schatz den Rest der Wohnung besichtigt (beim Umsetzen sollten sie sich anfänglich natürlich nicht begegnen , d.h. also den Umweg über das Bad oder ein weiteres Zimmer nehmen beim tausch der Aufenthaltsräume) Das hat den Vorteil, dass die Tiere sich schon riechen und hören können und so vorher merken, dass da noch jemand in der Wohnung ist. Ein weiterer Vorteil ist für Sie: Sollte die neue Katze durch den Umzugsstress Durchfall oder Schnupfen bekommen (was durchaus der Fall sein kann), dann müssen Sie nur diese eine Katze mit Medikamenten behandeln. Meist ist nach ein paar Tagen alles vergessen. Wenn Sie die Katzen langsam und über die Nase daran gewöhnen, dass da ein Neuer am Start ist, können sie sich in Ruhe damit anfreunden. Die beiden Katzen erleben sich gegenseitig immer weniger als Bedrohung und werden neugierig aufeinander. Nach ein paar Tagen können Sie zusätzlich Spielzeuge und Decken der bevorzugten Schlafplätze der Katzen untereinander tauschen, dann können die beiden sich langfristiger „riechen“ und Vertrauen fassen.
Unterstützend bekommen Sie bei Ihrem Tierarzt Pheromon-Präparate, die – für uns geruchlos, für die Katze ohne Chemiekeule – Ihre beiden Stubentiger freundlich stimmen sollen.
Reichen Sie in dieser Zeit die Lieblingsspeisen der Tiere und verwöhnen sie sie.
Wie gehen die Katzen miteinander um?
Wenn Sie dann nach ein paar Tagen die Tür einfach einmal offen lassen (bitte nur in Ihrem Beisein und nur, wenn Sie ausreichend Zeit zur Verfügung haben), dann versuchen die Tiere oft erst einmal, das Territorium des anderen zu untersuchen. Bei Begegnungen kommt es durchaus zu Fauchen und Geknurre. Es wird auch schon mal ein Tatzenhieb verteilt und sich gejagt, Balgerei sind möglich, bei denen dann schon mal die Fetzen fliegen. Die Katzen müssen die Rangordnung finden, ohne geht es nicht. So lang kein Blut fließt, alle Beteiligten essen, trinken und aufs Klo gehen ( die Rede ist hier von den Katzen !) ist alles gut !!! Wir können ihnen das Kennenlernen erleichtern mit obigen Maßnahmen, aber nicht gänzlich abnehmen. Das müssen sie ein Stück weit selber machen und man muss cool bleiben und der Natur ein wenig ihren Lauf lassen. Lassen Sie die Tiere daher zuerst nur zeitweise zusammen und wiederholen Sie das ganze regelmäßig und für längere Zeitabschnitte . Wenn sie können, bauen Sie eine Gittertür ein, durch die sich die Katzen dann dauerhaft sehen und riechen können, geht dies nicht, wiederholen sie die moderierten Zusammentreffen. Das Ganze sollten Sie in den Folgetagen einige Male durchspielen, bevor Sie die Tür auch in Ihrer Abwesenheit offen lassen.
Eingreifen müssen Sie nur, wenn wirklich Blut fließt. Dann -am besten für Ihre Hände: mit langen Lederhandschuhen oder noch besser indirekt mit einer Zeitung, einer Blumenspritze oder zusammengerollten Socken. Wenn Sie gefahrlos können , sollten sie den Neuling wieder in sein Zimmer bringen. Reden Sie beruhigend auf die beiden ein, aber passen Sie auf, dass ihr Trost und Ihre Beschwichtigung nicht in eine Belohnung übergeht!!!! Hier könnten Sie ggf. den Grundstein für eine falsche Konditionierung legen !! Berichten Sie über so einen Vorfall bei Ihrer Vermittlerin, sie kann nach zig Vermittlungen im Laufe der Jahre helfen abzuschätzen, ob das eher Show war oder doch ernst und ggf. warum es eskaliert ist.
Dieser Fall ist bei Einhaltung der vor genannten Maßnahmen jedoch ohnehin eher die Ausnahme, auf den Sie aber sehr wohl vorbereitet sein sollten. Nach ein paar Tagen können Sie dann einen erneuten Versuch wagen.
Das Allerwichtigste ist: Lassen Sie den Tieren Zeit, sich kennenlernen zu dürfen. Oder würden Sie einem wildfremden Menschen sofort Ihr Vertrauen schenken oder Ihre Intimsphäre mit ihm teilen wollen?
All das passiert bei Ihnen gar nicht? Ihre Katzen verstehen sich von der ersten Sekunde an? Auch das kommt vor und gar nicht so selten !!! Herzlichen Glückwunsch, Sie hatten das richtige Händchen bei der Partnerwahl für Ihre Katze und eine noch größere Portion Glück dazu. Was immer Sie erleben – Sie werden es nie vergessen, es ist rührend, so etwas begleiten zu dürfen. Und wir alle stehen Ihnen selbstverständlich immer mit Rat und Tat zur Seite.
Ihre